Der Nationalfeiertag sollte gleichzeitig zur Versöhnung genutzt werden.
Haben Sie in letzter Zeit einem Nachbarn, einem Familienmitglied, einem Untergebenen, einem Vorgesetzten, einem Schüler oder sonst wem Unrecht getan? Dann ist das die Gelegenheit zum Beispiel mit einem Bier die Unstimmigkeit aus der Welt zu schaffen. Und das Wohlergehen gemeinsam zu feiern.
Der Erfinder der schweizerischen Bundesverfassung heisst Ulrich Ochsenbein.
Er ist ein fast Vergessener.
Ulrich Ochsenbein, Präsident des Ausschusses für die Bundesrevision:
In 51 Tagen der Entwurf zur Bundesverfassung!
Im Oktober 1848 wurde er der erste Berner Bundesrat.
Wieso wurde er 6 Jahre später abgewählt?
Ulrich Ochsenbein war ein radikaler Berner.
Radikal gegen die konservativen Luzerner und Innerschweizer.
Der Sonderbund-General Ochsenbein hat den Kampf in Luzern verloren, weil er von der Landbevölkerung nicht unterstützt wurde.
Das Tagsatzungsheer unter General Dufour hat dann die abtrünnigen Konservativen besiegt.
Der intelligente, und radikale Ochsenbein hat vorausgesehen, dass Kompromisse nötig sind.
Indessen ging er auf die Konservativen zu und suchte das Gespräch.
Dieser Umstand machte ihn in der radikalen Mehrheit verhasst.
Somit wurde er nach 6 Jahren als erster Bundesrat abgewählt.
Hier der Link zu einem Beitrag in der NZZ als Anlass zum 200. Geburtstag im Jahr 2011
https://www.nzz.ch/freischarenfuehrer__verfassungsvater__bundesrat-1.13292770
Die neue Bundesverfassung, die unter Ulrich Ochsenbein entstand, ist ein Hauptgrund, wieso die schweizerische Eidgenossenschaft sich aus Kriegen heraushalten konnte. Mit Ausnahme des Generalstreikes, ist in der Schweiz der Zustand eines relativen Arbeitsfriedens. Der Generalstreik musste kommen. Einerseits war die arbeitende Bevölkerung nach den Kriegsjahren verarmt (fehlende Sozialversicherungen), andererseits waren die Herrschenden verängstigt vor dem Bolschewismus.
Eine Reihe kluger Köpfe, die man anhörte und denen man eine Chance gab, haben die Kompromiss- Bereitschaftspolitik Ochsenbeins weitergeführt und verfeinert. Die Stabilität blieb erhalten, der Arbeitsfriede auch. Das Neutralitätsprinzip hat die Schweiz Immun gemacht. Vielleicht haben sich die Verfasser der Bundesverfassung an die Tragödie von Marigniano, wo Schweizersöldner gegen Schweizersöldner gekämpft haben erinnert. Jedenfalls ist die Schweiz weltweit der sichere Hafen für Welthandelsfirmen und Kapital. In diesem Link finden Sie den Beweis:
Die Schweiz geniesst soviel Vertrauen, dass sie hier und dort als Vermittlungsmacht akzeptiert wird und dadurch mögliche Kriege verhindert.
Ochsenbein war noch in anderer Hinsicht ein Vorbild.
Anlässlich einer demokratischen Rede, an der viele ausländische Diplomaten diverser feindseliger Monarchien anwesend waren drohte er, dass eine Revolutionierung ihrer Monarchien möglich sei.
Ein Zitat aus der Würdigung in der NZZ: Als im Sommer 1847 der französische Botschafter der Schweiz wegen ihrer Demokratisierung drohte, mit Interventionstruppen ins Land einzufallen, liess Ochsenbein Frankreich und seine Alliierten unerschrocken wissen: «Si les puissances alliées veulent jouer va banque, nous jouerons avec.»
Beim heutige Bundesrat vermisse ich die Courage eines Ulrich Ochsenbein z.B. gegenüber den EU-Mächtigen.
Die Schweizer haben eine lange Reihe gescheiter Köpfe, die bereits vor der franz. Revolution Grossartiges hinterlassen haben. Denken wir an Conrad Gessner, Heinrich Pestalozzi, J.J. Bodmer, J.C. Lavater und viele andere. Gerade in Sachen Bildung für Jedermann, hat Heinrich Pestalozzi ganz Grosses geleistet, wie kaum einer in der übrigen Welt – eben für Arm und Reich.
Nochmals herzliche Gratulation der Schweiz